METAL GEAR SOLID V: THE PHANTOM PAIN

Als Ende 2014 „Ground Zeroes“ in Steam erschien, ist mir Metal Gear Solid das erste Mal bewusst aufgefallen. Die technische Umsetzung des Spiels, was durchweg positive Bewertungen der Fachpresse erhielt, und das günstige Angebot ließen mich auch direkt zuschlagen. Alleine das Intro, welches das Geschehen des letzten Spiels (Peace Maker) kurz erklärte und so zu den aktuellen Geschehnissen überleitete, erzeugte eine Gänsehaut. Man merkt direkt mit welcher Hingabe Hideo Kojima sich seines Spiels annimmt, von der cineastischen Gestaltung, der sehr komplexen Story und dem Umfang.
















Jetzt werden einige sagen: Umfang? Ja, ich meine den erzählerischen Tiefgang der Geschichte von Ground Zeroes (und Metal Gear überhaupt). Man hat die Hauptmission (und damit das eigentliche Intro für „The Phantom Pain“) innerhalb von 2 Stunden durchgespielt, aber da ist noch lange nicht Schluss. Die Nebenmissionen sind alle sehr interessant aufgebaut (in einer rettet man sogar Herrn Kojima persönlich) und bieten Zusatzinformationen welche für „The Phantom Pain“ nicht ganz ohne Belang sind. Immer findet man irgendwo noch eine Kassette oder man erhält durch sicher gestelltes Intel Hintergrundinformationen zu Charakteren. Und das Beste: alles greift irgendwie ineinander. Ich habe mich dann über diese Art des „Krümmel streuens“ informiert und festgestellt das Kojima auf diese Weise schon bestimmte Teile der zukünftigen Story anteasert, dies weckt natürlich den Ehrgeiz jeden Spielers. So tauscht man sich in Foren aus und versucht gemeinsam zu ergründen wie sich Charaktere in der Zukunft verhalten und sich daraus die Story entwickelt.


Aber welche Art von Spiel ist Metal Gear Solid denn nun eigentlich? Man kann natürlich mit gezogener Waffe durch die Basis laufen und kurzen Prozess mit den Wachen machen (bitte dabei aber die sehr begrenzte Munition im Auge behalten), aber gerade in höheren Schwierigkeitsgraden führt dieser Weg eher zum Tod als zum Erfolg. Metal Gear besitzt nicht umsonst den Untertitel „Tactical Espionage Operations“, denn hier zeigt das Spiel seine wahre Stärke, es gibt dutzende Arten Wachen abzulenken oder durch den geschickten Einsatz der Technik für kurze Zeit zu betäuben. Den größten Nervenkitzel erzielt man allerdings mit dem sehr schön animierten CQC (Close Quarter Combat), erst die Wache ablenken, dann anschleichen und ausschalten. Die intelligent agierende KI macht dieses Vorgehen allerdings nicht gerade einfach, so muss man wirklich auf den Lärmpegel achten und auf die Lichtverhältnisse. Wird die Wache vermisst, startet man auch schon mal eine Suchaktion und für kurze Zeit werden alle Wachen enorm aufmerksam. Die höchsten Missionsränge wird man allerdings nur mit gewaltloser Bewältigung der Missionen erreichen.


Die Story von "The Phantom Pain" knüpft direkt an die Ereignisse aus dem Prolog an, man erwacht also im Krankenhaus und muss sich dem Jahr 1984 stellen. 9 lange Jahre lag Big Boss im Koma und ist daher wirklich sehr geschwächt, alleine wie man den Spieler "aufwachen" lässt und die anschließende Flucht aus dem Krankenhaus darstellt, bietet mehr Unterhaltung und Liebe für Details als so mancher Hollywood-Streifen. Ich möchte hier nicht weiter auf die enorm komplexe Geschichte von Metal Gear eingehen, erstens könnte ich niemals alle Verbindungen aufdecken, und zweitens möchte ich euch nicht die ganze Spannung nehmen. Man kann nur so viel verraten: die Ereignisse aus "Ground Zeroes" sind nicht spurlos an den Charakteren vorüber gegangen, so sind die meisten Interpreten ziemlich düster gezeichnet und man ahnt schon das daraus nichts Gutes werden kann.



Wenn man Soldaten oder Material per Fulton-Ballon kidnappet, werden diese direkt in die Motherbase geflogen. Diese Basis kann (und muss) im Verlauf des Spiels immer weiter ausgebaut werden, so das man nach kurzer Zeit über ein Trainingsgelände, ein R&D-Zentrum und einen eigenen Zoo verfügt. Diese Upgrades der Basis erleichtern dann die Kampfeinsätze erheblich, da man immer auf die Ressourcen zugreifen kann. Man kommt nicht ungesehen an einer Wache vorbei? Kein Problem! Entweder macht man sich über die Entwicklungen des R&D unsichtbar oder man lässt eine Horde „Diamond Sheeps“ einfliegen, die darauf trainiert sind sich synchron zum Big Boss zu bewegen. Herrlicher Unsinn! Aber dazu gleich mehr.


In der Mechanik der Motherbase versteckt sich ein sehr genialer Multiyplayer-Modus, so kann man FOBs (Forward Operation Base) einrichten. Diese können dann von Freunden des jeweiligen Netzwerks (PSN, Xbox Live, Steam) infiltriert werden, also alles was man mühsam von den Kampfeinsätzen gemopst hat, kann nun von euren Freunden gestohlen werden. Zu so einem Einbruch kann es natürlich jederzeit kommen, entweder lässt man seine Soldaten das Problem beseitigen (welche man vorher über das Trainingsgelände hoffentlich auf Zack gebracht hat) oder man muss sich selbst des Sicherheitslecks annehmen. Zusätzliche Sicherheitstechnik wie Drohnen, Laserschranken und Überwachungskameras helfen zwar den Gegner zu lokalisieren, aber die KI kann sich logischerweise nicht mit einem Menschen messen. Will man also nicht all zu viele Ressourcen verlieren, muss man sich selbst darum kümmern. Und zwar jedes mal! Wer darauf keine Lust hat, baut einfach keine FOB und begnügt sich nur mit dem Aufbau der Motherbase.


Trotz der sehr erwachsenen Geschichte und dem seriösen Auftreten der Charaktere, schafft Metal Gear Solid es ständig mich zum schmunzeln zu bringen. Zum Beispiel bekommt man, wenn man zu oft gestorben ist und daher den Schwierigkeitsgrad verringert, einen Hühnchen-Kopf aufgesetzt. Die Wachen halten einen dann natürlich auch erst mal für ein Hühnchen, ist doch ganz klar! Oder man versteckt sich im QPCS (Quick-deployment Personal Concealment System), einem einfachen Pappkarton, dieser kann natürlich auch mit Postern von leicht bekleideten Mädels beklebt werden um die Wachen abzulenken. Metal Gear ist voll von solchen Unsinnigkeiten und nimmt sich und das Militär damit ordentlich auf die Schippe.


Leider muss man sagen das „The Phantom Pain“ eventuell das letzte "richtige" Metal Gear Spiel wird, da kurz vor Release enorme Spannungen zwischen dem Publisher Konami und Kojima eskaliert sind. Niemand weiß so recht was zwischen den beiden Parteien passiert ist, jedoch wurde Kojima aus seinem eigenen Studio geworfen (Konami benannte es direkt in „Konami Los Angeles“ um) und der Publisher strich umgehend überall den Zusatz „A Hideo Kojima Game“. Noch ist unklar ob Kojima alleine weiter macht, oder ob Konami die Marke zu einer Cash Cow entwickelt. Egal wie die Sache endet, meiner Meinung nach ist der Zenit für Metal Gear mit „The Phantom Pain“ erreicht, denn ein Publisher ohne den kreativen Kopf ist genauso handlungsunfähig wie der kreative Kopf ohne die monetären Mittel des Publishers. Aber lassen wir uns überraschen was die Zukunft bringt.

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