BROT UND SPIELE! EIN "KOMMENTAR"

Ich bin ein Extremist, jawohl, ich habe es gesagt! Genau genommen bin ich ein Motorsport-Extremist! Eigentlich wollte ich mich nicht zu einem Kommentar hinreißen lassen, welches dann aber doch auf diese Zeilen folgt. Danke, sportschau.de.


Heute morgen saß ich noch gut gelaunt auf meiner Couch und löffelte zufrieden meine Frühstücks-Flakes, als ich folgende Schlagzeile laß: "Dakar - Relikt aus dem motorsportlichen Mittelalter". Ui, dachte ich mir, die Tagesschau/Sportschau lässt sich herab von ihrem Fußballthron und berichtet mal über Motorsport, obwohl bereits die Überschrift nichts erahnen ließ, was wirklich recherchiert war.
So kam es dann auch: der Autor echauffierte sich über die Verantwortungslosigkeit von Motorsport-Veranstaltungen und das regelmäßig dabei Leute ums Leben kommen (hier nachzulesen), obwohl sich seiner Meinung nach niemand für diesen Sport interessiert.



Das die Dakar vor Jahren von Afrika zu Südamerika als Veranstaltungskontinent (Kontinent!) gewechselt ist, liegt am Terrorismus, der Veranstalter konnte nach mehreren Entführungsversuchen in Afrika die Sicherheit der Teilnehmer nicht mehr gewährleisten. Thema Sicherheit: Auf jeder Eintrittskarte für Motorsport-Veranstaltung ist ein Hinweis aufgedruckt das die Veranstaltung gefährlich ist und man sich auf eigene Gefahr dorthin begibt. Und vor allem: auf eigene Kosten! Obwohl, genau genommen hat man die Polizeieinsätze bei Fußballspielen auch mit seinen Steuern bezahlt...

Am besten hat mir allerdings die Aussage "Dakar erzeugt nur noch Negativ-Schlagzeilen" gefallen, klar wenn man so inkompente Schreiberlinge ans Werk lässt. Sucht man nach den aktuellen Zeiten der Veranstaltung kann man sich auf "sportschau.de" die Finger wund suchen. Nirgendwo wird auch nur erwähnt das der Ausnahmefahrer Sebastien Loeb in seiner ersten Dakar-Etappe direkt mal 2min vor allen anderen liegt, in einem Auto das eigentlich auf diesem Streckenabschnitt Nachteile gegenüber der Konkurrenz hat. Nur gut, das meine Rundfunkabgabe für abartige, umweltzerstörende Randsportarten nicht verschwendet wird (Achtung, dieser Satz könnte sarkastisch sein).

Apropos Umweltschutz: Der deutsche WM-Lauf der Rally-Weltmeisterschaft findet am Rand eines Naturschutzgebietes statt, natürlich werden durch die Beuschermaßen (nur Kleinigkeiten von ca. 250.000 Menschen pro Wertungsprüfung, ist ja nur eine Randsportart) auch Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen. Dafür engagiert sich allerdings der Veranstalter seit Jahren dafür das die notwendigen Mittel für das eigentliche Naturschutzgebiet nicht zu knapp kommen.

Kommen wir aber zum Kernpunkt meiner enormen Verärgerung über den Artikel dieses staatlich unterstützten Mediums: die Kommentare von eindeutig ahnungslosen Mitbürgern. Ihrer Meinung nach ist "Motorsport" kein Sport, eine körperliche Anstrengung findet ja schließlich nicht statt, und Autofahren kann ja schließlich jeder. Die Durchschnittstemperatur in den Cockpits beträgt etwas über 50°C (bei voller feuerfester Kleidung!), die Etappen sind mehrere hundert Kilometer lang und jede Sekunde muss man den Wagen unter Kontrolle haben und sich den Gefahren der Natur stellen. Die meisten Rennfahrer besitzen Reaktionen die gut doppelt so schnell sind, wie die eines normalen Autofahrers, ganz zu schweigen vom Fitnessprogramm. Irgendwie muss der Körper die enormen Belastungen ertragen können.

Trotzdem ist für viele ein Multimillionär, welcher in atmungsaktiven kurzen Kleidern einem Ball hinterher rennt ein sportlich aktiverer Mann, als jemand der über Stunden mit dem Lenkrad und der Schaltung unter höchster Konzentration zu kämpfen hat. Hoffentlich spielt man die Fußball-WM in Katar zur Mittagshitze. In feuerfester Kleidung. Und am Eingang steht ein Mensch und gibt dem Stadionbesucher einen Laib Brot. Wie im alten Rom.

Es lebe die Vielfältigkeit!


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